Hallo ihr Lieben oder auch Selamat Siang,
nach gut 2,5 Monaten hier in Indonesien ist es wieder mal Zeit für einen Zwischenbericht. Nach dem ich mich nun sehr gut am anderen Ende der Welt eingelebt habe, soll es in diesem und den nächsten beiden Posts, um die drei Trips gehen, die ich während meiner Freizeit hier bereits unternommen habe.
Indonesien kalt und grün:
Nachdem ich im ersten Monat auch an den Wochenenden (meinen freien Tagen) in Pekalongan geblieben bin, wurde es höchste Zeit Indonesien etwas genauer zu erkunden. Unser erster gemeinsamer Tripp ging nach Pagilaran. Pagilaran ist nur eine der vielen Teeplantagen in den Bergen Indonesiens, denn hier wird sehr viel Tee getrunken. Süßer schwarzer Tee. Wir waren eine Gruppe von 14 Leuten, bestehend aus local und international Volunteers, was den ganzen Trip besonders lebendig und bunt gemacht hat. Von Pekalongan aus fährt man mit dem Motorrad ca. 2 bis 3 Stunden. Und auch, wenn der Teegarten mit seinem Duft und satten Grün zwischen den wolkenverhangenen Bergen wunderschön ist, so würde ich sagen, der Weg dort hin hat sich fast mehr gelohnt, als unser eigentliches Ziel.
Zum ersten Mal komme ich raus aus dem heißen, staubigen und vollen Pekalongan und bereits nach nur 30 Minuten Fahrzeit ändert sich das komplette Landschaftsbild um mich herum. Das Leben zentriert sich nun beidseits der einzigen Straße, die sich immer höher in die Berge schraubt. Aus Stadt mit wenig Grün, wird ein Meer aus fantastischer Vegetation in dem Dörfer vereinzelt wie Inseln hervorleuchten. Ich kann mich kaum sattsehen und wie in einem Wimmelbuch entdecke ich im Sekundentakt Neues, was mich begeistert. Voll gestapelte Motorräder, bei denen ich mich wundere, wie sie die Last des Gemüses überhaupt noch tragen können. Ein Mann schläft im holpernden Pickup vor uns auf seinem Bananenbett und Reisfelder liegen eingebettet wie Amphitheater in der Berglandschaft. "Hier kommt also all der Reis her!", höre ich mich staunend sagen, denn hier ist man viel Reis. So gut wie zu jeder Mahlzeit (selbst zu Nudeln und Kartoffeln).
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Teeplantage Pagilaran |
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Teeplantage Pagilaran |
Nachdem wir durch Teefelder und Baumplantagen gewandert und Reis zum Mittag gegessen haben, entscheiden wir uns kurzerhand noch den nahe gelegenen Wasserfall zu besuchen.
Nur 15 Minuten Fahrzeit halten wir unterhalb des Teegartens an. Vom "Parkplatz" aus läuft oder rutscht man noch einmal genau so lang durch den nach und nach üppiger werdenden Regenwald, bis man den Wasserfall vor sich in die Tiefe stürzen sieht. Allein sind wir natürlich nicht, was uns nicht daran hindert dem Wasser voll Freude entgegen zu schreien.
Auf dem Rückweg trocknet der Fahrtwind meine klitschnasse Kleidung und ich bewundere erneut Bananenbäume, Gemüsefelder und verrückte Pflanzen, von denen ich die Namen nicht kenne.
Pekalongan kommt mir jetzt ungewohnt laut und staubig vor. Das Atmen fällt wieder schwerer und aus blühender Natur werden verstopfte Straßen und Motorenlärm.
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Die Motoradgang |
Unser zweiter Tripp verschlägt uns etwas weiter in die indonesische Berglandschaft.
Diesmal fahren wir ca.4 Studen, vorbei an Dieng, zum Fuße des Berges "Mt. Prau". Erneut sauge ich all die bunten Eindrücke, die berauschende Natur und die endlich wieder sauber werdende Luft in mich ein. Nach gut 2 Stunden Fahrzeit wird es spürbar kühler und die Sonne versinkt in einem dichten Wolkenmeer. Mit der Dunkelheit kommt die Kälte und mit Kälte meine ich frieren vor Kälte. Ein Temperatursturz von gewohnten 35 Grad auf moderate 14 Grad ist für den Körper dann wohl doch etwas viel stelle ich fest. Völlig verfroren hält unser Gruppe erst einmal an. Wir essen zu Abend und ich beginne alles, wirklich alles anzuziehen was ich mitgenommen habe. Mit drei Hosen, vier Pullovern und meiner Regenjacke ist nicht nur mein ganzer Kleidervorrat aus dem Volunteerhouse aufgebraucht, aber mir auch endlich nicht mehr kalt.
Das letzt Stück der Fahrt vergeht wie im Flug und ich bestaune die Dörfer die wie Sterne in den Bergen leuchten. Warum wir erst gegen Mittag losgefahren sind und vorhaben den Berg bei Nacht in der Dunkelheit zu besteigen, habe ich bis heute nicht begriffen. Aber nun gut.
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Natur im Wolkenmeer |
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Die Nebelwand sagt Guten Morgen |
Nach einigem hin und her, was hier übrigens so gut wie unumgänglich ist und sich auch nicht wirklich treffender beschreiben lässt, beginnen wir unsere Wanderung. Es geht recht zügig und steil los, doch nach 20 Minuten habe ich meinen Rhythmus gefunden und im Licht der Taschenlampe setzte ich einen Fuß vor den anderen. Nach ca. 2 Stunden fängt der Himmel zu grummeln, zu rumpeln und nach nur wenigen Sekunden beginnt es wie aus Eimern zu schütten. Trotz Regenplanen kommen wir nach einer weiteren Stunde nicht ungefährlichen Gerutschtes, völlig durchnässt und verfroren auf dem Gipfel an. Das Zelt in dem ich nicht eine einzige Stunde schlafe ist der reinste Witz und eigentlich nicht mehr als solches zu bezeichnen.
Dennoch: gegen 04:00 Uhr stehen wir auf um den Sonnenaufgang zu bestaunen, wegen dem sich all diese Mühen gelohnt haben sollen. Als ich aus dem Zelt krieche umfängt mich eine dicke Nebelwand. Eins ist klar: hier wird man heute garantiert keinen Sonnenaufgang sehen können!
Nachdem wir gefrühstückt haben, was in meinen Augen der beste Teil der ganzen Wanderung war, rutschen wir den Berg wieder hinunter. Bei Tageslicht und immer noch strömenden Regen, frage ich mich allen ernstes wie zum Teufel ich diesen Trampelpfad bei Nacht lebendig nach oben gekommen bin.
Die Kälte und Nässe werden mit der Müdigkeit zusammen jetzt ziemlich eklig und nur die atemberaubend schöne Natur um mich herum lenkt mich noch ab. Als wir endlich in der Talstation ankommen, entscheide ich mich völlig verfroren für das Auto statt das Motorrad. Diese Entscheidung gehört, genau so wie einen Berg in Indonesien während der Regenzeit zu besteigen, nicht wirklich zu meinen besten.
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Papayabaum |
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Wanderschuhe wären auch nicht schlecht |
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Da war das Wetter noch gut |
Letztendlich habe ich den indonesischen Fahrstil doch ohne mich zu übergeben überlebt, schätze Pekalongan das erste mal für seine Hitze und trotz aller "Unannehmlichkeiten" falle ich an diesem Abend glücklich und todmüde auf meine Matratze im Freiwilligenhaus.
C.